Solidaritätsbekundung und Stellungnahme zur geplanten Zwangsverlegung in die Massenunterkunft Siekhöhe

Aktuell bangen viele Geflüchtete in der Stadt Göttingen um ihre Zukunft. Die Menschen sollen in einer fensterlosen Betonhalle am Anna-Vandenhoeck-Ring außerhalb der Stadt untergebracht werden, obwohl und vermutlich gerade weil sie in ihrer aktuellen Wohnsituation hervorragend integriert, und damit für den Staat schwerer abzuschieben sind. Die Halle sieht von innen aus wie ein steriles Gefängnis, die Menschen sollen wie Tiere in nach oben hin offenen Verschlägen untergebracht werden. Zunächst hieß es, die Menschen könnten nach der „Schädlingsbekämpfung“, die als Vorwand für die Umsiedlung dient, in die Räumlichkeiten zurückziehen, doch diese Möglichkeit wurde auf Nachfrage hin ebenfalls zurückgezogen.

In ihren jetzigen Wohneinrichtungen haben sich die Geflüchteten schon lange eingerichtet, sind in Sportvereinen integriert, besuchen Sprachkurse, bewirtschaften Gemeinschaftsgärten und haben soziale Kontakte und Unterstützer*Innen in der Nachbarschaft. Nach Angaben der Vertreter der Stadt soll die geplante Verlegung in eine Massenunterkunft der Dezentralisierung von Geflüchteten entgegenwirken. Dieses Argument ist eine dreiste Lüge, denn die aktuelle Wohnsituation der Menschen ist viel zentraler als die Betonhalle hinter dem Industriegebiet. Dazu kommt, dass es im näheren Umfeld um die Massenunterkunft keine Bushaltestelle gibt.

Auch die Möbel- und Kleiderspenden, die die Menschen mithilfe von Unterstützer*Innen erhalten haben, sollen ihnen weggenommen und verbrannt werden. Wegen dem nicht vorhandenen „starken Schädlingsbefall“. Dies ist nicht nur eine krasse Enteignung, sondern auch eine schallende Ohrfeige für alle freiwilligen Helfer*Innen. In der Diskussion zeigte sich Oberbürgermeister Köhler uneinsichtig, wich gezielten Fragen nach den Gründen für die Umsiedlung mit den immer gleichen, auswendig gelernten Zahlen aus und zuckte mit den Schultern, als würde er selbst nicht ganz verstehen, was dort unter seiner Leitung geschehe.

Wir verurteilen dieses Vorgehen der Stadt und sind zutiefst erschüttert! Wir rufen zum sofortigen Stopp der Umsiedlung auf! Die Unterkunft im Anna-Vandenhoeck-Ring war als Erstaufnahmeeinrichtung gedacht, und ist auf eine kurze, vorrübergehende Aufenthaltsdauer konzipiert! Es kann nicht sein, dass vollständig integrierte Geflüchtete wie Waren hin und her geschoben werden, und ihre Lebensumstände bewusst massiv verschlechtert werden, um sie zu einer sogenannten „freiwilligen Ausreise“ zu zwingen!

Das BAZ solidarisiert sich mit allen Bewohner*Innen der Wohneinrichtungen in Göttingen, die von der Umsiedlung betroffen sind! Außerdem zeigen wir uns solidarisch mit allen freiwilligen Helfer*Innen, die gemeinsam mit den Geflüchteten aktive Integration leben! Wir rufen zum Protest gegen die geplante Umsiedlung auf! Die Stadt muss gestoppt werden!