Ahmed

Ahmed, Syrien

„In Syrien bist du genau eine Kugel wert, wenn du nicht zur Armee gehen willst.“

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In Syrien habe ich in einer guten Familie gelebt. Vor einem Jahr habe ich meinen Abschluss an der Universität gemacht. Ich bin Ingenieur. In meiner Familie ist uns Politik egal. Wir wollen nur ein ruhiges und friedliches Leben haben. Mein Vater ist Elektrik-Ingenieur. Wir sind 5 Leute in unserer Familie: Drei Kinder und meine Eltern. Ich und meine Zwillingsschwester sind die jüngsten. Ich habe in der Homs Region gelebt. Ich habe wirklich versucht, legal nach Deutschland zu kommen. Ich habe in Aleppo studiert, aber als ich fertig war konnte ich wegen des Krieges meine Zeugnisse nicht gleich bekommen. Nach ein paar Monaten hat es aber dann doch endlich geklappt und ich ging nach Damaskus, um sie auf Deutsch übersetzen zu lassen. Dann habe ich meine Dokumente nach Deutschland geschickt, um mich für einen Master in Maschinenbau einzuschreiben. Aber zu dieser Zeit hatte das Wintersemester schon angefangen. Ich hätte bis März oder April warten müssen, um zu wissen, ob sie mich akzeptieren. Dann hätte ich eine ganze Stange Geld zahlen müssen, um einen Termin bei der deutschen Botschaft im Libanon zu bekommen und dann hätte es nochmal sieben Monate gedauert, bis ich ein Visum für Deutschland bekommen hätte. In der Zwischenzeit hätte die Armee mich bekommen und mich an die Front geschickt. Sie behandeln uns wie Tiere, Maschinen, Spielzeug. In Syrien bist du genau eine Kugel wert, wenn du nicht zur Armee gehen willst. Ich konnte nicht länger warten. Wenn du im richtigen Alter für das Militär bist, kannst du nicht raus aus der Stadt, auch nicht, wenn der Krieg direkt hier stattfindet. Meine Eltern und mein Bruder sind immer noch da und können nicht gehen. Es ist wie ein großes Gefängnis.

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Als ich nach meiner langen Reise nach Deutschland kam, habe ich meine Kleidung dreimal gewaschen, weil sie so schlecht gerochen hat. Ich war so glücklich, nach 15 Tagen endlich eine warme Dusche zu bekommen! In Deutschland habe ich den Zug nach Friedland genommen. Am Registrierungsschalter habe ich dann eine Zimmernummer bekommen. Als ich in meinen Raum kam, war da eine Familie, die sehr besorgt war um ihre Kinder. Die haben mich einfach nicht reingelassen! Ich habe gesagt, dass ich nichts möchte außer einem warmen Bett. Aber schließlich musste ich zurück zum Registrierungsschalter gehen und die ganze Sache erklären. Schließlich habe ich einen Platz im Zelt bekommen. Ich habe eine Stunde lang geweint. Zuerst der Krieg, dann diese riesige Reise und jetzt musste ich in diesem Chaos bleiben! Ich sagte, dass ich Deutsch lernen möchte. Sie haben mich zum Deutschkurs im Camp geschickt. Ich schätze wirklich die Arbeit, die die Freiwilligen leisten, aber wenn ich nur so weiterlerne, wird es drei Jahre dauern, bis ich Deutsch sprechen kann! Ich möchte meine Prüfungen machen und mein Transfer erhalten. Ich bin ärgerlich und enttäuscht deshalb. Ich wollte für ein Wochenende gute Freunde von mir in Lüneburg besuchen gehen, aber sie haben mich nicht gelassen! Ich habe gesagt, dass ich danach wiederkommen würde, dass ich nur eine Pause brauche. Sie haben einfach nein gesagt. Sie haben gesagt, dass es zwei Möglichkeiten gibt: Entweder, mein Freund muss sich generell um mich kümmern und alles zahlen oder ich muss hierbleiben. Das ist nicht fair! Viele Menschen haben eine schwere Zeit hier. Vielleicht habe ich nach einem Jahr ein gutes Leben und habe die Chance, richtig Deutsch zu lernen und zu arbeiten. Aber alles hier dauert so lange, ich verstehe das nicht!
Ich schätze alles hier und die Leute sind so nett und machen alles, was sie können für uns, aber ich habe keine Freunde, die so denken wie ich.

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Beratungs- und Aktionszentrum Friedland