Zia

Zia, Afghanistan

„Ich bin nicht hoffnungslos, aber hilflos.“

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Ich komme aus Natrahar in Afghanistan. Dort habe ich für Baufirmen gearbeitet, bis ich genug Geld hatte, um selbst eine Firma zu gründen.
Meine Familie ist noch immer in Afghanistan. Mein Bruder, meine Mutter und meine Frau mit meinen beiden Söhnen und meiner Tochter.
Mein Vater war ein gewählter Bürgermeister. Das bedeutet, dass er für die Regierung gearbeitet hat und die NATO-Einsatzkräfte unterstützte. Er wurde von den Taliban bedroht, bis in einer Nacht sein Haus von einer Rakete getroffen wurde. Zum Glück war er nicht zu Hause. Als er mit seinem Auto zurückkam, haben die Taliban dann sein Auto in die Luft gejagt und ihn und zwei seiner Bodyguards getötet. Dann haben sie angefangen, mich zu bedrohen, weil ich der nächste Bürgermeister geworden wäre. Es ist ein bisschen schwierig zu erklären. Die Regierung wollte mich dazu zwingen, die Position des Bürgermeisters einzunehmen, während die Taliban mich bedrohten. Ich hatte nicht wirklich eine Chance. Meine Familie ist dann nach Kabul zu Verwandten geflohen und ich musste das Land verlassen. Ich weiß nicht, wie es meiner Familie jetzt geht, ich kann sie nicht erreichen. Ich habe versucht, das Rote Kreuz zu erreichen und sie versuchen nun, meine Familie zu finden.

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Hier werden wir wie Dritte-Klasse-Flüchtlinge behandelt. Ich dachte, dass die deutsche Regierung mir helfen wird. Aber die Behörden wollen nichts von mir wissen, weil ich nicht aus dem Irak oder aus Syrien komme.
Iraker, Syrer oder Kurden bekommen ihren Transfer mit großer Wahrscheinlichkeit schon nach zwei Wochen, während wir hier bis zu 3 Monate bleiben.
Diese Gruppen leben in Räumen, während wir in Zelten leben. Ich habe von den Deutschen Rechten gehört, dass alle die gleichen Rechte haben. Aber entweder andere sind mehr wert oder wir sind nur zweite Klasse.
Wir haben Tote an jeder Grenze gehabt. Wir wurden gefoltert, geschlagen, bestohlen. Und jetzt sind wir hier wieder in Schwierigkeiten.
Wann werden wir in Frieden leben?
Während meiner Flucht kam ich durch viele Länder, aber die Deutschen sind die menschlichsten, freundlichsten und offensten Menschen, auch wenn ich manchmal die Gesetze, die uns betreffen nicht mag.
Es gibt so viele arabisch sprechende Leute im Camp, aber wir bekommen oft keine Übersetzung. Wir empfinden oft, dass wir nicht gleich behandelt werden.
Ich hatte Geld, aber ich habe es in den letzten Wochen ausgegeben. Ich habe um Hilfe gebeten. Aber ich denke, dass die Behörden nur Irakern und Syrern Geld geben. Sie haben mir gesagt, dass ich Geld bekomme, wenn ich meinen Transfer habe.

Ich bin nicht hoffnungslos, sondern hilflos. Ich kann nicht zurück. Aber hier kann ich mir nicht selbst helfen.

Beratungs- und Aktionszentrum Friedland